PDA-Autismus: Verhalten im Baby- und Kleinkindalter

PDA (Pathological Demand Avoidance) ist eine Unterform des Autismus und kann sich schon im Baby- und Kleinkindalter durch verschiedene Verhaltensweisen zeigen. Manche Kinder wirken unauffällig und angepasst, andere sind aktiv, sensibel oder sehr herausfordernd. In diesem Artikel erfährst du, welche möglichen Anzeichen auf PDA hindeuten können und wie Eltern diese verstehen und darauf reagieren können.

evaluierungsinstrumente & erfahrungsberichte

Im EDA-Q gibt es den folgenden Punkt zu PDA in der frühen Kindheit. "Er/sie war als Säugling passiv und schwer zu beschäftigen.'" Dieser wurde allerdings in der neuen Version EDA-8 fallengelassen, weil er nicht allgemeingültig genug war.

Ich selbst empfinde den Punkt "passiv & schwer zu beschäftigen" als sehr vage, und er hat mich anfangs auch im Hinblick auf unsere eigenen Erfahrungen etwas irritiert.

 

Bei meiner Recherche bin ich auf diverse, unterschiedliche Berichte über das Säuglings- und Kleinkindalter von PDAern gestoßen, die auch unsere Realität gut widerspiegeln. Sehr hilfreich waren" dabei Inhalte von Sally Cat, die auf ihrem Blog Erfahrungen von Eltern zusammengefasst hat (Link).

mögiiche Auffälligkeiten bei schwangerschaft & geburt

Eltern von PDA-Kindern berichten von völlig normalen bis sehr schwierigen Geburten, letzteres eher häufiger.

 

Teils war das Baby in der Schwangerschaft sehr aktiv, schien nicht in die Welt hinauszuwollen, steckte fest oder lag quer. Interventionen bei der Geburt wie Saugglocke, Zange oder Kaiserschnitt verursachen ev. Trauma, was eine anschließende Passivität des Babys erklären könnte (Erstarrung oder Dissoziation).

 

Einige Eltern nehmen ihr Kind anfangs als unauffällig wahr, während andere sofort spüren, dass ihr Kind anders ist – selbst in der Schwangerschaft und während der Geburt. PDA-Kinder können sich entweder unauffällig, passiv, aufgeweckt, autonom oder sensibel/dysreguliert zeigen.


Nachstehend sind MÖGLICHE Verhaltensweise & Hintergründe aufgelistet. 

unauffällig

  • tiefenentspannt – lächelt immer und weint kaum

  • ist ruhig, einfach, zufrieden und engelhaft

  • erreicht alle Meilensteine, schläft und isst gut

  • keinerlei Anzeichen von PDA vor Eintritt in den Kindergarten bzw. die Schule

Mögliche Gründe:

Kind ist reguliert (Bedürfnisse werden erfüllt)
Kind ist im Fawn-Modus (Anpassung / People Pleasing)

passiv

  • Interagiert wenig mit der Welt um sich

  • kann sich kaum mit sich selbst beschäftigen

  • wenig anspruchsvoll, beobachtet lieber, als aktiv zu sein

  • ist stark auf eine Bezugsperson angewiesen (Unterhaltung, Co-Regulation)

  • blieb gerne „unter dem Radar“

  • ruhig, verträumt, in eigener Welt, schläft viel, isst wenig

  • fixiert auf visuelle Reize (Lichtstrahlen, buntes Mobile, Muster auf der Wand)

  • Sprachentwicklungsverzögerung (die schnell aufgeholt wird)

  • erreicht Meilensteine (z. B. aufsetzen, krabbeln) nicht zeitgemäß

Mögliche Gründe:
Kind ist reguliert (Bedürfnisse werden erfüllt)
Kind wirkt nur passiv, im Inneren bewegt sich viel
Kind ist im Freeze/Flop-Modus (Erstarrung, Dissoziation)

Entwicklungsverzögerungen: möglicherweise geringe sozialer Motivation bzw. Autonomiedrang: Nicht wollen, schon gar nicht auf Knopfdruck. Zeigt Fortschritte nur, wenn es selbst will bzw. im richtigen Umfeld ist. / Vom Nicht-Sprechen zu komplexen Sätzen über Nacht / Aufsetzen nur wenn niemand hinschaut.

aufgeweckt

  • Interessiert, aufmerksam, wachsam, aktiv, will immer sehen, was los ist

  • Fokus auf Menschen, lächelt, unterhaltsam, lustig

  • benötigt ständig neue Stimuli (z. B. Spielzeug und Mobiles)

  • von Geburt an körperlich sehr stark, kann den Kopf selbst halten

  • endlose Energie, wild, viel Bewegungs- und Entdeckerdrang

  • erreicht Meilensteine wie Hochziehen, Rollen, Krabbeln und Gehen früh


Mögliche Gründe:
Kind hat einen starken ADHS-Anteil bzw. erhöhte Intelligenz
Kind ist im Flight-Modus (Hypervigilanz/immer in Bewegung)

autonom

  • Starke Persönlichkeit, weit entwickelt, wirkt schon als Baby älter

  • Viele Forderungen, kommandiert andere herum, alles muss nach seinem Kopf gehen bzw. auf eine bestimmte Art ausgeführt werden, weiß und sagt, was es will

  • Nimmt keine Hilfe an, will alles alleine machen, stur, zielstrebig, eigensinnig, ungeduldig, quengelt, windet sich, stemmt sich dagegen

  • Wenn Dinge nicht laufen: "Dramaqueen", Geschrei, Weinen, Schreien, Wutanfälle, Kopf auf den Boden schlagen

  • Verbietet man etwas, macht das Kind es extra – oder genau anders, als man es möchte

  • Lieblingswort: Nein

  • Verweigerung: Schlaf, Essen, Haube, Haare waschen & kämmen, Nägel schneiden, Handschuhe anziehen, Winken, Kindergarten, dreht den Kopf weg, kommuniziert nicht

  • Kontrolle: dreht das Gesicht der Eltern (wenn sie wegschauen), zwingt Eltern in eine bestimmte Richtung (beugt sich mit Gewicht dorthin), unterbricht Gespräche, zieht an Haaren, drückt ins Gesicht, weckt andere auf

  • Geschwister: möchte keine Geschwister, "hasst" sie, haut, schubst und stößt sie beim Stillen weg, geht erst nach jüngeren Geschwistern ins Bett (kann natürlich auch anders sein)

  • Freiheit: bleibt nicht im Kinderwagen, Autositz oder Bett, hasst Windeln wechseln, mag nicht angezogen oder eingewickelt werden

  • Körperkontakt: wenig / zu eigenen Konditionen / braucht viel Nähe

  • keine Routine vs. es muss genau so ablaufen, wie das Kind es möchte

  • verwendet Spielsachen auf eigene Art, hält sich nicht an Regeln, stellt eigene Regeln auf

sensibel / dysreguliert

  • Starke Persönlichkeit, weit entwickelt, wirkt schon als Baby älter
  • Viele Forderungen, kommandiert andere herum, alles muss nach seinem Kopf gehen bzw. auf eine bestimmte Art ausgeführt werden, weiß und sagt, was es will

  • Nimmt keine Hilfe an, will alles alleine machen, stur, zielstrebig, eigensinnig, ungeduldig, quengelt, windet sich, stemmt sich dagegen

  • Wenn Dinge nicht laufen: "Dramaqueen", Geschrei, Weinen, Schreien, Wutanfälle, Kopf auf den Boden schlagen

  • Verbietet man etwas, macht das Kind es extra – oder genau anders, als man es möchte

  • Lieblingswort: Nein

  • Verweigerung: Schlaf, Essen, Haube, Haare waschen & kämmen, Nägel schneiden, Handschuhe anziehen, Winken, Kindergarten, dreht den Kopf weg, kommuniziert nicht

  • Kontrolle: dreht das Gesicht der Eltern (wenn sie wegschauen), zwingt Eltern in eine bestimmte Richtung (beugt sich mit Gewicht dorthin), unterbricht Gespräche, zieht an Haaren, drückt ins Gesicht, weckt andere auf

  • Geschwister: möchte keine Geschwister, "hasst" sie, haut, schubst und stößt sie beim Stillen weg, geht erst nach jüngeren Geschwistern ins Bett (kann natürlich auch anders sein)

  • Freiheit: bleibt nicht im Kinderwagen, Autositz oder Bett, hasst Windeln wechseln, mag nicht angezogen oder eingewickelt werden

  • Körperkontakt: wenig / zu eigenen Konditionen / braucht viel Nähe

  • keine Routine vs. es muss genau so ablaufen, wie das Kind es möchte

  • verwendet Spielsachen auf eigene Art, hält sich nicht an Regeln, stellt eigene Regeln auf

schlaf bei kindern mit pda-autismus

Beim Thema Schlaf gibt es ganz unterschiedliche Erfahrungen:

  • wenig Schlaf bis viel Schlaf

  • regelmäßige und unregelmäßige Schlafmuster

  • Schlaf nur zuhause im Bett im dunklen Zimmer und allein

  • Schlaf nur mit Körperkontakt bzw. in Bewegung (Auto, Kinderwagen, Hängematte)

  • Schwierigkeiten beim Einschlafen, Aufwachen in der Nacht, Panik sobald munter

  • schläft nur kurz, um nichts zu versäumen

  • bestreitet, dass er/sie geschlafen hatte (Versuch, die Kontrolle zu behalten)

essen bei kindern mit pda-autismus

Auch beim Thema Essen zeigen sich viele Unterschiede:

  • immer zu selbst gewählter Zeit bzw. zur gleichen Zeit (z. B. exakt alle 4 Stunden)

  • sehr wählerisch vs. bereit, neue Dinge zu probieren

  • Essen nur nach eigenen Bedingungen

  • keine Babynahrung, nimmt früh Essen vom Teller oder aus der Hand

  • beim Stillen sehr langsam oder sehr schnell

  • keine Flasche, will nicht mit dem Stillen aufhören, festes Essen erst spät

  • häufige Koliken

fazit

PDA kann sich im Baby- und Kleinkindalter in vielen verschiedenen Facetten zeigen.

Die Unterschiede können ihren Ursprung im Zustand des Nervensystems, dem spezifischen Neurodivergenz-Mix (z. B. Anteil von Autismus, ADHS und Anxiety) sowie der individuellen Persönlichkeit und dem Umfeld haben.

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